Innovations | Technologies | Sustainability

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Ein Jahr Camsol: Von der Idee zum Unternehmen

Ein Jahr Camsol: Von der Idee zum Unternehmen

Ein Jahr Camsol: Von der Idee zum Unternehmen

Ein Jahr Camsol: Von der Idee zum Unternehmen

Ein Jahr Camsol: Von der Idee zum Unternehmen

Verfasst von

Selina Scherer Braun

Veröffentlicht am

26.05.2023

Wie wir lernen, eine 4.890 Kilometer lange Brücke zu bauen

Fast 5.000 km trennen Kamerun und Deutschland – Camsol lässt diese Entfernung schrumpfen und bringt die Märkte zusammen. Denn wir haben einander einiges zu geben.


Vor genau einem Jahr wurde die Camsol Technologies UG gegründet. In unseren wildesten Träumen hätten wir uns nicht ausmalen können, was wir innerhalb dieses ersten Jahres geschafft haben. Aus einer kleinen UG, bestehend aus einer Gründerin und fünf ITler:innen aus Kamerun mit dem Traum, Großes zu bewirken, sind wir zu einer Holding-Firma gewachsen, die unter sich aktuell drei Unternehmen hält und mit über 80 IT-Talenten den Markt erobert. Wir sind unglaublich stolz und dankbar für alle, die unseren Weg bisher begleitet haben und mit uns zusammen Camsol immer größer werden lassen!

Warum ausgerechnet Kamerun?

Diese Frage wird uns oft gestellt.

Vor mehr als 12 Jahren adoptierten meine Schwiegereltern die junge Kamerunerin Lynn*, die sie zuvor jahrelang durch eine Patenschaft unterstützt hatten. Um ihr die Chance auf ein anderes Leben zu ermöglichen, holten sie sie nach Deutschland. Durch den Austausch mit der Adoptivschwester und dem von der Familie meines Mannes gegründeten Verein Charity World Tour e.V. bekamen wir erste Einblicke in das Leben in der zentralafrikanischen Republik Kamerun.


Beide Länder sind beinahe gleich groß, jedoch umfasst die Gesamtbevölkerung Kameruns nicht einmal ein Drittel Deutschlands. Im Vergleich zu Deutschland ist die Alterspyramide genau umgekehrt, zudem haben wir dort eine Lebenserwartung von knapp 60 Jahren. Auf dem HDI (Human Development Index) steht Deutschland auf Rang 9, Kamerun hingegen auf Rang 151 (von insgesamt 181 Rängen).


Das BIP in Kamerun betrug laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2021 45 Milliarden US-Dollar, wohingegen Deutschland im selben Jahr einen BIP von 4,26 Billionen US-Dollar aufwies. Pro Kopf sind es für Kamerun 1.667 US-Dollar, in Deutschland 50.795 US-Dollar. Kamerunische Staatsbürger:innen verdienen ein Durchschnittsgehalt von 148 bis 491 Euro pro Monat. 


Offiziell sind die Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit sehr niedrig, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass es keine Arbeitslosenhilfe oder ähnliche Maßnahmen in Kamerun gibt.


Der Verein meiner Schwiegereltern setzt sich für den Schutz und die Förderung von Kindern und Jugendlichen, insbesondere Waisen, ein. Wir von Camsol knüpfen direkt dort an und arbeiten mit Studierenden und Absolvent:innen zusammen. Dabei erfuhr unser Ansatz schnell die entscheidende Schärfung, die zum Leitsatz Camsols werden sollte: „Solidarity, not Charity.”

IT-Leidenschaft ist grenzenlos – Chancen sind es nicht

Neben kulturellen und politischen Unterschieden stellten wir schnell viele Gemeinsamkeiten fest. Zum Beispiel, dass es in Kamerun ebenso wie in Deutschland unzählige begeisterte ITler:innen und Tech-Nerds gibt. Und dass sie sich, wie jeder andere auch, ein selbstbestimmtes Leben wünschen, in dem sie ihre individuellen Träume und Passionen verwirklichen können. 


Doch im Gegensatz zu Deutschland und dem immer höher werdenden Bedarf an IT-Kräften ist es den meisten kamerunischen IT-Absolvent:innen nicht möglich, in einem zuverlässigen Arbeitsverhältnis Erfahrungen sammeln zu können und ein stabiles Gehalt zu erhalten. Häufig arbeiten sie unbezahlt, um ihre Kenntnisse zu erweitern, oder müssen in fachfremden, unterbezahlten Bereichen arbeiten.


Über einen Kontakt der Universität Buea entstand eine erste Idee, wie wir durch unsere Privilegien, die wir hier in Deutschland genießen, einen positiven Effekt für andere erzielen können. Ein Zettel an einer Pinnwand des IT-Instituts der Universität richtete sich an die dortigen Studierenden mit der Frage, ob sie Interesse daran hätten, gemeinsam mit einem IT-Spezialisten aus Deutschland – meinem Mann Tobias Braun – an ihren Fähigkeiten und Perspektiven zu arbeiten. Schnell sprach sich das Angebot herum. Innerhalb weniger Tage hatten wir mehr als 20 Nachrichten erhalten, sodass wir die ersten Online-Gespräche vereinbarten.


Wir waren überrascht, wie viel Interesse und Begeisterung uns entgegenschlug. Im Gegensatz zu unseren Erfahrungen in Deutschland spürte man hier nichts von Verdrossenheit oder einer aufgesetzten Freundlichkeit, um irgendeinen Praktikumsplatz zu bekommen. Die Gespräche waren offen, authentisch und schlicht und ergreifend spannend. Für uns war es eine völlig neue Erfahrung, so viele neue Menschen eines anderen Kontinents im Internet zu treffen, die die gleiche Leidenschaft für Technologie besitzen und aus jeder Chance, die sich ergibt, das Beste rausholen, um ihre Ziele verwirklichen zu können.

Aus Grenzen werden Brücken

Tobias Braun begleitete und unterstützte über mehrere Monate hinweg den Weg der Studierenden, sei es bei der Anmeldung zur Förderung einer Online-Weiterbildung oder beim Bewerbungsprozess. Doch bald schon stieß er dabei an unüberwindbare Grenzen. Keine einzige Bewerbung bei europäischen Unternehmen führte zu einer Anstellung, nicht einmal zu einem Interviewtermin. Die Kurseinheiten zur Vertiefung und Verbreiterung des Wissens brachten zwar Erfolge, aber ohne direkten Praxisbezug war eine Weiterentwicklung schwierig. 


Ein anderer Weg musste her. Einer, der die Möglichkeit bietet, sich in einem geschützten Rahmen als Berufseinsteiger:innen weiterzubilden und erste Projekterfahrung zu sammeln. Dabei mussten die Talente fair bezahlt werden, um dem Druck durch die allgegenwärtige Armut in Kamerun standhalten und sich auf sich und die eigenen Ziele fokussieren zu können. 


Und so entstand die Idee zu Camsol! Wir wollten eine Firma gründen, die europäische Kunden ausfindig macht und bedient. Mit den Einnahmen sollten die jungen Talente in Kamerun bezahlt werden. 


Der Name unseres Unternehmens ergibt sich aus der Zusammensetzung der englischen Worte „Cameroon“ und „Solidarity“. Wir verstehen uns nicht als gemeinnützigen Verein, sondern als eine Gemeinschaft, die in Solidarität zusammen an der Überwindung von Grenzen und Hindernissen arbeitet, um so vielen Menschen wie möglich ein sicheres und erfülltes Leben zu ermöglichen. 

Wir wollen als Brücke agieren. Zwischen Deutschland und Kamerun, dem Globalen Süden und dem privilegierten Westen, Tech-Nerds und Innovationsgeistern. Vor allem möchten wir eine Brücke bilden, die Menschen, gleich jeder Herkunft, miteinander verbindet.


Damit wollen wir nicht nur den ein oder anderen Traum unserer Mitarbeitenden erfüllen, sondern tun auch uns selbst etwas Gutes. Denn unser Ziel war es schon immer, etwas Positives in der Welt zu bewirken. Unser soziales Engagement, Spenden oder Fördermitgliedschaften in wohltätigen Vereinen kamen diesem Wunsch zwar auf eine Weise nah, doch hatten wir damit nur einen vergleichsweise geringen Einfluss. Mit Camsol aber, das fühlten wir, konnten wir nun etwas zu einem Wandel durch ein sozial nachhaltiges Geschäftsmodell beitragen.


Denn das brauchen diese jungen Menschen wirklich: Echte Chancen, so wie wir sie bekommen. Was wir ihnen geben können, ist unsere Solidarität, sind Netzwerke, Vertrauen, Wissen, Freundschaft. Was wir von ihnen dafür bekommen, ist so viel mehr. Und das meine ich nicht nur aus Purpose-Perspektive. Wir haben es mit waschechten Talenten zu tun, begabten IT-Profis, wie sie auf unserem Markt rar sind. 


Wir sehen es ganz klar: Es kommt zusammen, was zusammengehört! Und so begannen wir von beiden Seiten, an unserer Brücke zu bauen.

Erste Schritte als Camsol

Im Mai 2022 wurde Camsol Technologies gegründet. 


Im ersten Monat starteten wir mit fünf Studierenden, im zweiten waren es 13 und im August knackten wir die 30er-Marke. Mit jedem Talent, das sich bei uns bewarb, führten wir Interviews, schrieben unzählige WhatsApp-Nachrichten und tauschten uns über Skills, Interessen und Träume für die Zukunft aus. Von Anfang an war es uns besonders wichtig, ein herzliches, wertschätzendes Arbeitsklima zu schaffen, in dem wir alle auf Augenhöhe miteinander reden können.


Mittlerweile hatten wir unserem Netzwerk in Deutschland von Camsol berichtet, weshalb neugierige Kunden nicht lange auf sich warten ließen. Dank des cutting edge Wissens der Talente können wir moderne und ansprechende Modelle schnell umsetzen. Das zog besonders Start-Ups mit starkem Innovationscharakter an. Junge, deutsche Gründer:innen waren begeistert, dass Camsol ihre Ideen mitentwickeln und umsetzen konnte und gleichzeitig den besonderen Aspekt auf die soziale Nachhaltigkeit legt.


Zu unseren ersten Projekten zählte die damals noch ganz neue Start-Up-Idee “GasVisor”, die wir bis zur aktuellen Gründung und Investorenphase mit der Umsetzung einer App, Hardwareentwicklung und C-Level-Beratung begleiten durften. Die entstandene Unternehmung Gastimate zählt nun zu Camsols Start-Up-Portfolio.

Leistungspakete

Bedarfs-analyse

Perfekt, um zu starten.

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Projektantrag

Ist-Analyse

Erstgespräch

Empfehlungen

Prototyp Entwickeln

Für erfolgreiche Präsentationen

€9.900
*Schätzwert

Bis zu 10 Screens

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Pitch Deck

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Company Building

Die Grundlage zum Durchstarten

Preis auf Anfrage

Gesellschafts-gründung

Investment Strategie

Produktentwicklung

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Der erste Großkunde

Doch nicht nur Start-Ups waren begeistert. Innerhalb der ersten Monate nach der Gründung klopfte die Sparkassen Finanzgruppe an unsere Tür. Die Intrapreneurship-Unternehmung Karla Plattform GmbH interessierte sich sehr für die Fusion von IT-Exzellenz, C-Level Dienstleistung und sozialer Nachhaltigkeit, für die Camsol steht. 


Der Kick-Off des internationalen Karla-Teams mit den IT-Talenten von Camsol verlief effizient und nahtlos und führte zu einer erfolgreichen, immer noch bestehenden Zusammenarbeit. Wir freuen uns, dass uns die Sparkassen Finanzgruppe vertrauensvoll in dieser frühen Phase unterstützt hat. Dafür war der Wunsch der Gruppe, einen starken Beitrag zur Ausführung der sozialen Nachhaltigkeit zu leisten,  vermutlich entscheidend.

Es rollt, auf an Bord!

Als im August ein neuer Peak erreicht wurde, wurde die Luft für uns als Gründerpaar ein wenig knapp, denn mit Kindern und zwei Jobs war es schwer, allem gerecht zu werden. Hilfe nahte in Form von zwei leidenschaftlichen und vollkommen gegensätzlichen jungen Männern. Leonardo Bornhäußer und Maximilian Betz waren beide fast seit erster Stunde Kunden mit ihren Start-Up-Ideen und Feuer und Flamme für die Mission und die Ziele von Camsol. 


Der Designer und Product Owner Leo hatte trotz seiner jungen Jahre schon viel Erfahrung im Bereich Gründung und Start-Ups gemacht. Seine kreativen Ideen und agilen Methoden förderten auch bei uns neue Ansätze und Gestaltungen.


Der gebürtige Bayer Max brachte mit seiner bedachten und immer das große Ganze im Blick behaltenden Art Ruhe und eine klare Ausrichtung mit. Sein breit aufgestelltes Netzwerk ermöglichte uns schon früh den Kontakt mit vielen vielversprechenden Leads.


Mit ihren Talenten und Visionen ergänzen Max und Leo uns perfekt. Schnell wurde klar, dass wir zusammen noch mehr, noch schneller und noch besser erreichen konnten, und das bewahrheitet sich seither jeden Tag.


Sechs Monate nach Gründung wandelten wir gemeinsam die Camsol Technologies UG um zur Camsol Innovations GmbH und gründeten eine eigene Niederlassung in Kamerun.

All diesen aufregenden, angenehmen und erhellenden Begegnungen und Erlebnisse gaben uns noch mehr Energie, Motivation und Leidenschaft für das, was wir tun. Als großes internationales Team mit nunmehr insgesamt fast 100 leidenschaftlichen Mitgliedern kann ein Jahr nach unserer Gründung nichts mehr unsere Überzeugung trüben: Camsol wird diese Brücke bauen!


Vielen, vielen Dank an alle, die uns auf unserer Reise bis hierhin begleitet und an unsere Vision geglaubt haben!


Im nächsten Artikel vertiefen wir den Blick auf den Impact, den Camsol auf kamerunische IT-Talente und den deutschen Markt hat, und verraten, was es mit dem Camsol Fond auf sich hat. Bleibt gesund und stay tuned.